Museumsperspektive
Ein Innovationsprogramm zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit mittlerer und kleiner Museen
Wandel gestalten
Museen sind Orte des gesellschaftlichen Austauschs und Dialogs, die seit über 200 Jahren auf Basis ihrer wertvollen und vielfältigen Sammlungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart vermitteln. Als Agenturen des Wissens und der kulturellen Bildung greifen sie Fragen unserer Zeit auf und fördern so im lokalen, regionalen und landesweiten Rahmen aktiv die Auseinandersetzung mit den Problemen und Chancen der Gesellschaft. Im Zuge ihrer zunehmenden Öffnung für partizipative Formate entwickeln sich Museen vermehrt zu Knotenpunkten des zivilgesellschaftlichen Engagements und stärken so die demokratische und pluralistische Teilhabe.
Wie nie zuvor verlangt die Dynamik fortlaufender sozialer, ökonomischer, kultureller und technischer Veränderungsprozesse heute von den Museen, sich dem gesellschaftlichen Wandel anzupassen, Entwicklungen vorherzusehen, diese mitzugestalten und innovativ zunutze zu machen. Nachhaltigkeit, Klimawandel, Digitalisierung, demographischer Wandel, Zuwanderung, Globalisierung, die strukturelle Transformation der Innenstädte und Dörfer und nicht zuletzt die Folgen der COVID-19-Pandemie stellen Herausforderungen dar, denen sich Museen mit strategischen Konzepten stellen müssen.
Impulse setzen
In der hier skizzierten Museumsperspektive 2040 werden zentrale Handlungsfelder und Lösungsansätze vorgestellt, wie eine nachhaltige Entwicklung der niedersächsischen Museumslandschaft in den kommenden Jahren gestaltet werden kann. Ihre Umsetzung erfordert ein großes Investitionsprogramm des Landes in Höhe von 50 Mio. Euro über acht Jahre. Mit diesem „kulturellen Marshallplan“, der individuelle Beratungsangebote mit konkreter Projektförderung verbindet, sollen gezielt kleine und mittlere Museen gestärkt und zukunftsfähig gemacht werden. Als lokale Kulturträger leisten sie einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen und demographischen Entwicklung der ländlich und kleinstädtisch geprägten Regionen Niedersachsens. Progressive Provinz steigert maßgeblich die Lebensqualität der dort lebenden Menschen und stärkt die engen Verflechtungen mit den Metropolen Hannover, Bremen und Hamburg in Hinblick auf Freizeit, Tourismus und Naherholung.
Zukunft sichern
Um die durch das Investitionsprogramm erzielten positiven Effekte nachhaltig zu sichern, müssen sich die öffentlichen Träger und Förderer zur Finanzierung der Museen als Teil der kulturellen Grundversorgung bekennen und langfristig ein angemessenes Budget für Kultur in Niedersachsen in der Verteilung auf mindestens 150 Euro/Einwohner*in auf dem Land und 100 Euro/Einwohner*in in der Stadt festlegen. Aktuell belegt das Land Niedersachsen mit einer durchschnittlichen Ausgabe für Kultur je Einwohner*in in Höhe von 76,57 Euro im Bundesvergleich den drittletzten Platz.
Regionale Vielfalt erhalten
Die niedersächsische Museumslandschaft weist eine große Vielfalt und eine hohe Qualität auf. In rund 700 Museen und Sammlungen werden kulturhistorische, naturkundliche und technische Zeugnisse sowie Kunst aller Epochen gesammelt, bewahrt, erforscht und vermittelt. Die Bandbreite der Museen reicht von den großen Landesmuseen über Kunstmuseen, Archäologische Museen, Technikmuseen, Freilichtmuseen, Spezialsammlungen sowie Stadt und Dorfmuseen bis hin zu Heimatstuben.
Mehr als die Hälfte der Museen befinden sich in privater Trägerschaft von Vereinen, Firmen, Kirchen oder Einzelpersonen. Viele von ihnen werden ehrenamtlich geführt. Etwa ein Viertel der Museen wird in Niedersachsen von kommunalen Gebietskörperschaften getragen. In der Trägerschaft des Landes Niedersachsen befinden sich die sechs Landesmuseen in Hannover, Braunschweig und Oldenburg.
Die Museen in Niedersachsen wurden in den vergangenen Jahren durchschnittlich mit 30 Mio. Euro gefördert, wovon jedoch nur knapp 2,5 Prozent den rund 650 mittleren und kleinen nicht-staatlichen Museen in der Fläche zugutekommen. Durchschnittlich 6,8 Millionen Menschen haben in den letzten Jahren die niedersächsischen Museen besucht. Die Museen sind damit ein zentraler Bestandteil des Bildungs- und Freizeitangebots Niedersachsens, das sich sowohl an die Bürger*innen als auch an die Gäste und Tourist*innen des Landes wendet.