Heimatstuben sind Sammlungs- und Begegnungsstätten mit Bezug zur Lokalgeschichte. Die Heimatsammlungen der Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler*innen stellen eine Sonderform der Heimatstube dar, die in der BRD seit den 1950er Jahren entstanden ist. Im Zuge des demographischen Wandels nimmt der Anteil jener, die diese Heimatstuben aktiv nutzen, stetig ab, während sich auf der anderen Seite die Sammlungen zunehmend durch die Abgabe von Nachlässen vergrößern. Den Transformationspotenzialen dieser Erinnerungsstätten ist der Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e.V. (MVNB) auf seiner Tagung „Musealisierung von Heimatstuben und Heimatsammlungen der Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler*innen“ vom 21. – 23. September 2022 in Oldenburg nachgegangen.
Internationaler Erfahrungsaustausch
Forschende und Museumspraktiker*innen aus Deutschland, Tschechien, Polen, Russland, Frankreich und den Niederlanden zeigten während der dreitägigen Veranstaltung Perspektiven zur Zukunft von Heimatsammlungen auf. Dabei widmeten sie sich nicht nur wissenschaftlichen Analysemodellen, sondern auch musealen Konzepten. Die Fachleute diskutierten beispielsweise die Frage nach Sammlungsabgaben an lokale Museen, Landesmuseen und übergeordnete Dokumentationszentren sowie über transnationale Übergaben. Aber auch auf die Fragen, mit welchen Herausforderungen Ausstellungsmacher*innen bei dieser Themenstellung konfrontiert werden, wie potenzielle Lösungskonzepte aussehen können, wie Flucht und Vertreibung in Folge des Zweiten Weltkrieges dargestellt werden können und wie ein historisch angemessener, gesellschaftlich akzeptabler Konsens zwischen verschiedenen Narrativen gefunden werden kann, wurden Antworten gesucht.
Praxisberichte aus Niedersachsen und Bremen
Beispiele aus Niedersachsen und Bremen wurden mit dem Museum Friedland, der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld, dem Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven und dem Kreismuseum Syke vorgestellt. Alle Beiträge der Tagung werden in einem Tagungsband veröffentlicht, der voraussichtlich im Frühjahr 2023 erscheinen wird.
Die Tagung fand in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) statt. Die Veranstaltung bildete den Abschluss des vom Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e. V. (MVNB) getragenen Projektes „Herkunft.Heimat.Heute. zur Sicherung der niedersächsischen Heimatsammlungen aus den historisch ostdeutschen Gebieten“, welches 2019 von der Landesbeauftragten für Heimatvertriebene, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, Editha Westmann (MdL) initiiert wurde.