„Museum“ ist kein geschützter Begriff. Spätestens seit dem Museumsboom der 1990er Jahre wurden Standards und Qualitätskriterien für Museen immer wichtiger. 2006 legten der Deutsche Museumsbund und ICOM Deutschland die Standards für Museen vor. Doch was bedeutet Qualität konkret in der praktischen Museumsarbeit, die so divers ist, wie die Museumslandschaft selbst? Dieser Frage gingen Expert*innen aus großen und kleinen Museen auf der diesjährigen Jahrestagung des Museumsverbandes für Niedersachsen und Bremen im Museum Lüneburg sowie dem Ostpreußischen Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung nach.
„Wir freuen uns sehr, Austragungsort der diesjährigen Jahrestagung des MVNB sein zu können“, so Joachim Mähnert, Direktor des Ostpreußischen Landesmuseums. „In der Museumslandschaft Lüneburgs ist gerade einiges in Bewegung. Erst im vergangenen Dezember konnten wir den ersten Spatenstich zum Erweiterungsbau unseres Hauses feierlich begehen. Der Kantbau wird dem bedeutenden Königberger Philosophen Immanuel Kant gewidmet sein und soll 2024 im Jahr seines 300. Geburtstages eröffnen. Und auch im Deutschen Salzmuseum beginnen nun die Arbeiten an der Erneuerung und Erweiterung.“
Bereits am Vorabend lud der Verband gemeinsam mit der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Stadt Lüneburg in den Fürstensaal des Rathauses Lüneburg ein. Passend zum diesjährigen Tagungsthema fand dort erstmals im Rahmen der Jahrestagung auch die Verleihung der Museumsgütesiegel statt. 15 niedersächsische Museen nahmen die begehrte Qualitätsauszeichnung von Prof. Joachim Schachtner, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, sowie Dr. Johannes Janssen, Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, entgegen. Zu den ausgezeichneten Museen zählte auch das zweite gastgebende Haus der Tagung – das Museum Lüneburg. „Eine solche Auszeichnung in der eigenen Stadt entgegennehmen zu dürfen, ist schon eine besondere Ehre“, sagte Prof. Dr. Heike Düselder, Direktorin des Museums.
Der Auftakt des heutigen Freitags knüpfte direkt an das Thema des Vorabends an: Dr. Thomas Overdick, Geschäftsführer des MVNB, erläuterte die Genese der neuen ICOM Definition, die im August 2022 auf der außerordentlichen Generalversammlung von ICOM in Prag verabschiedet wurde. Der Weltverband diskutiert die Museumsdefinition kontinuierlich und passt sie den aktuellen museumsfachlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen und Bedürfnissen an. Im Anschluss stellte der MVNB sein vollständig überarbeitetes Zertifizierungsverfahren im Rahmen einer Podiumsdiskussion vor.
Nach der Mittagspause wurde das Tagungsthema in vier parallelen Themenräumen vertieft, die den Teilnehmenden die Möglichkeit des intensiven Austauschs bot. In moderierten Gesprächen ging es um die Herausforderungen des Museumsmanagements in anhaltenden Zeiten des Wandels und der Krise, um die Bedeutung der traditionellen musealen Kernaufgaben (erforschen, sammeln, bewahren, interpretieren und ausstellen), um die Chancen und Risiken von Wandlungsprozessen sowie um neue Anforderungen an die Ausbildung und Qualifizierung von Personal in Zeiten des Fachkräftemangels, neuen Führungskompetenzen, der Überalterung im Ehrenamt sowie der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt.
„Gerade nach der Pandemie und angesichts der neuen Herausforderungen infolge der Energiekrise müssen Museen mehr denn je die Qualität ihrer Arbeit unter Beweis stellen“, erklärt Prof. Dr. Rolf Wiese – Vorsitzender des MVNB. „Hierbei können Museen sehr viel voneinander lernen. Wir haben bei der diesjährigen Tagung daher besonders darauf geachtet, dass die Teilnehmenden in einen intensiven Austausch miteinander treten. Die anregenden und inspirierenden Diskussionen, die dadurch entstanden sind, machen die Tagung zu einem vollen Erfolg.“
Im Anschluss an die Tagung hielt der Verband seine Mitgliederversammlung ab. Zur nächsten Verbandstagung lädt der MVNB Mitglieder und Gäste im März 2024 in das Nordwestdeutsche Museum für IndustrieKultur nach Delmenhorst ein.
Weitere Informationen zum Museumsverband Niedersachsen und Bremen e. V., zum Museumsgütesiegel sowie das Programm der diesjährigen Jahrestagung finden Sie unter www.mvnb.de.