Museen sind Orte des gesellschaftlichen Austauschs und des Dialogs, die auf Basis ihrer Sammlungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart vermitteln. Sie greifen Fragen unserer Zeit auf und fördern so aktiv die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Chancen der Gesellschaft. Dabei bestimmen Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Dekolonisierung und Diversität immer stärker den Alltag der Museen. Drei dieser Megatrends hat der Museumsverband in seiner diesjährigen Jahrestagung aufgegriffen. Partner und Veranstaltungsort waren die Landesmuseen Oldenburg. „Wir freuen uns, Austragungsort der Tagung zu sein und uns mit vielen Kolleginnen und Kollegen austauschen zu können, da die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Diversität für uns eine hohe Bedeutung haben und an unseren Häusern intensiv diskutiert werden“, so die Leiterinnen der beiden Landesmuseen Oldenburg.
Auftakt der Veranstaltung bildete der Empfang im Schlosssaal am gestrigen Donnerstag, wo die Teilnehmenden von Frau Dr. Heinze, stellvertretende Direktorin des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, und Frau Dr. Warnke, Direktorin des Landesmuseums Natur und Mensch, begrüßt wurden. Im Anschluss richtete u. a. der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, das Wort an die Gäste. „Mit dem Thema der Jahrestagung greift der Museumsverband Niedersachsen und Bremen ein aktuelles Thema auf. Die Corona-Pandemie hat die Debatte über die Rolle und Bedeutung der Kultur neu entfacht und auf die politische Agenda gesetzt. Die Fraktionen haben gerade ein Kulturfördergesetz in den Landtag eingebracht, das die Grundpfeiler der Kulturförderung festlegt“, so Minister Thümler.
Prof. Dr. Rolf Wiese, Vorsitzender des MVNB, hob in seiner Begrüßung vor dem Hintergrund des Angriffskrieges auf die Ukraine die enorme Bedeutung des Erhalts von Kulturschätzen hervor. Im Rahmen der Tagung waren die Teilnehmenden zu einer Spendenaktion aufgerufen, die der World Heritage Watch zugutekommen soll. Die Organisation setzt sich dafür ein, die UNESCO beim Schutz und Erhalt von Welterbegütern zu unterstützen.
Im Anschluss begrüßten auch Dr. Andreas Bovenschulte, Bürgermeister der Stadt Bremen, per Videoschalte und Jürgen Krogmann, Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg die Teilnehmenden.
Am Freitag, den 18. März, wurden die Gäste durch einen Impulsvortrag von Dr. Matthias Beitl, Direktor des Volkskunde-Museums Wien, in das Thema der Tagung eingeführt. In einem inspirierenden und kurzweiligen Vortrag erträumte sich Beitl ein Museum als einen zutiefst öffentlichen Ort, an dem man sich niederlassen und die Stimmung in sich aufsaugen kann; sich mit anderen austauschen und Dinge gemeinsam erleben kann.
In drei folgenden Panels widmete sich die Tagung dann den Schwerpunkten Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Diversität. Nachhaltiges Handeln gehört zu den drängendsten Aufgaben unserer Zeit. Museen können als außerschulische Lern- und Experimentierorte für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Gleichzeitig gilt es, verstärkt die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in das eigene Tun zu integrieren. Wie dies gelingen kann, stellten Janna Gerkens (Emsland Moormuseum Geeste), Dominique Ortmann (Braunschweigisches Landesmuseum) sowie Sina Herrmann (Deutscher Museumsbund) in ihren Kurzvorträgen dar.
Nach der Mittagspause rückte das Thema Digitalisierung auf die Agenda. Wie in anderen Lebens- und Arbeitsbereichen hat die Digitalisierung auch in der Museumsarbeit durch die COVID-19-Pandemie einen riesigen Innovationsschub erlebt. Die technisch scheinbar unbegrenzten digitalen Möglichkeiten haben die Museumsarbeit grundlegend geöffnet und erweitert. Gleichzeitig verändert die digitale Transformation zunehmend die Kommunikation und das Wissensmanagement der Museen. Welche Chancen dies für die Museumsarbeit gebracht hat, vor welche Herausforderungen sie die Museen jedoch auch stellt und wie man diesen begegnen kann, erläuterten Dr. Anna Heinze (Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg), Paul Kalinowski (Jade Hochschule Oldenburg) sowie Dr. Claudia Andratschke und Maik Jachens (Landesmuseum Hannover) in ihren Beiträgen.
Das abschließende Panel beschäftigte sich mit dem Thema Diversität. Viele Museen haben sich im Zuge des demographischen Wandels für die verstärkte Teilhabe eines diversen Publikums geöffnet und damit zur Demokratisierung der Institution beigetragen. Mittels Zielgruppenorientierung, Vernetzung sowie Gegenwarts- und Lebensbezügen entwickeln sich Museen zunehmend zu Dritten Orten. Die Beiträge von Dr. Bora Akşen (Focke Museum Bremen), Ulrich Reiff (Oberharzer Bergwerksmuseum) und Hendrikje Brüning und Jenin Elena Abbas (Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg) zeigten die Innovationskraft und Wandlungsfähigkeit der Museen in herausfordernden Zeiten auf.
Im Anschluss an die Tagung hielt der Verband seine Mitgliederversammlung ab, in der u. a. die regulären Vorstandswahlen stattfanden. Dem zukünftigen Vorstand gehören an: Prof. Dr. Rolf Wiese (Vorsitzender), Dr. Heike Pöppelmann, Braunschweigisches Landesmuseum (1. stellv. Vorsitzende), Dr. Katja Pourshirazi, Overbeck-Museum Bremen (2. stellv. Vorsitzende), Dr. Sebastian Möllers, Museen Stade (Kassenführer), Dr. Michael Haverkamp, Emsland Moormuseum Geeste (Schriftführer), Dr. Elke Heege (Beisitzerin), Dr. Stephan Huck, Deutsches Marinemuseum Wilhelmshaven (Beisitzer), Burghardt Sonnenburg, Stadtmuseum Meppen (Beisitzer).
Darüber hinaus wurde in der Mitgliederversammlung das Museumsgütesiegel 2023 ausgelobt. Interessierte Museen können sich noch bis zum 31. Juli 2022 beim MVNB um die Teilnahme bewerben.
Zur nächsten Verbandstagung lädt der MVNB Mitglieder und Gäste vom 23. – 25. März 2023 in das Ostpreußische Landesmuseum nach Lüneburg ein.
Weitere Informationen zum Museumsverband Niedersachsen und Bremen e. V., zum Museumsgütesiegel sowie das Programm der diesjährigen Jahrestagung finden Sie unter www.mvnb.de.