Tagungsort und Thema stehen schon längere Zeit fest. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Auseinandersetzung um die Förderung der Welterbe-Stiftung durch die Stadt Clausthal-Zellerfeld und damit verbunden des Betriebs des Oberharzer Bergwerksmuseums erlangt die Jahrestagung des Museumsverbandes für Niedersachsen und Bremen e. V. (MVNB) ganze neue Aktualität. Rund 120 Museumsfachleute aus ganz Niedersachsen und Bremen werden vom 9. bis 11. März beim Jahrestreffen des Landesverbandes in die Technische Universität Clausthal kommen, um sich unter dem Motto „Gemeinsam stark: Bündnisse schmieden“ über praxisnahe Strategien einer zukunftsorientierten, gut vernetzten Museumsarbeit auszutauschen.
Dass in Zeiten wachsender Herausforderungen auch für die vielen haupt- und ehrenamtlich geführten Museen und museal genutzten Denkmale im Oberharz Kooperationen und gemeinsame Lösungswege wichtiger denn je sind, soll im Rahmen eines Pressegesprächs diskutiert werden, zu dem der MVNB am Mittwoch, 5. Februar um 11.00 Uhr ins Rote Haus des Oberharzer Bergwerksmuseums einlädt. Teilnehmen werden Dr. Thomas Overdick (Geschäftsführer MVNB), Ulrich Reiff (Leiter Oberharzer Bergwerksmuseum) und Dr. Johannes Großewinkelmann (Direktor der Stiftung Welterbe im Harz).
Die Bewahrung und Vermittlung des Welterbes im Harz ist eine Aufgabe, die nur in gemeinsamer Verantwortung verschiedener hauptamtlicher Einrichtungen und ehrenamtlicher Akteure gelingen kann. Das Welterbe im Harz ist nicht als eine geschlossene Kulturlandschaft in die Welterbeliste eingetragen, sondern besteht aus einer Ansammlung von unterschiedlichen Objekten und Denkmalen, die „verstreut“ auf einer Fläche von über 200 Quadratkilometern über- und unterirdisch aufzufinden sind. Das Spektrum der Gebäude, technischen Einrichtungen und Bodendenkmäler reicht vom kleinteiligen Wasserlauf im Oberharz über die zahlreichen erhaltenen Gruben- und Schachtanlagen wie dem 19-Lachter-Stollen, Ottiliae-Schacht, Rosenhöfer Radstube, Schacht Kaiser Wilhelm II. oder Grube Samson bis zum imposanten Ensemble des Bergwerks Rammelsberg. Hinzu kommen das Kloster Walkenried oder Profanbauten wie die 1.000-jährige Kaiserpfalz in Goslar. Diese besondere Komplexität des Harzer Welterbes bedarf spezieller Erhaltungsansätze sowie Erschließungs- und Vermittlungsmethoden, die auf sehr unterschiedliche Institutionen, Einrichtungen und Initiativen angewiesen sind.
Das große Potential einer regionalen Zusammenarbeit wurde von 2015 bis 2020 in dem Projekt „HARZ|MUSEEN|WELTERBE“ sichtbar, das die Kulturstiftung des Bundes mit 1,5 Millionen Euro aus dem Programm TRAFO gefördert hatte. Koordiniert vom Oberharzer Bergwerksmuseum konnten durch die enge Zusammenarbeit der beteiligten Museen und Denkmale Synergieeffekte erschlossen werden, die dazu beigetragen haben, das Profil der verschiedenen Einrichtungen zu schärfen, Ressourcen effizienter einzusetzen und die Qualität der Vermittlungsangebote zu steigern. Die partizipative Herangehensweise, bei der die lokale Bevölkerung aktiv in den Entwicklungsprozess einbezogen wurde, hat nicht nur das Interesse an den Museen gesteigert, sondern auch ein Gefühl der Zugehörigkeit und Identifikation mit dem kulturellen Erbe geschaffen.
Die Millionen-Investition, die die Stadt Clausthal-Zellerfeld im Zuge des TRAFO-Projekts für die Sanierung und Modernisierung des Bergwerksmuseums auf sich genommen hat, erschien zunächst als zukunftsweisendes Signal. Die aktuelle politische Debatte um den erfolgreichen Abschluss der Baumaßnahme sowie die Kündigung des Betreibervertrags für das Museum mit der Welterbe-Stiftung gefährden nun jedoch nicht nur den zukünftigen Betrieb des Museums, sondern erschüttern darüber hinaus ein über Jahrzehnte gewachsenes Netzwerk fachlicher und kollegialer Zusammenarbeit, das ungeachtet der Grenzen und Unterschiede der vorhandenen strukturellen Vielfalt vorbildlich funktioniert hat.