Museen sind keine Bücher und dennoch lesen wir (in) Ausstellungen. Überschriften, Zitate, Raum- und Thementexte, Objektbeschriftungen oder Hinweise werden gelesen, um Inhalte zu erfassen, Botschaften zu verstehen, Besonderheiten zu begreifen, das Gezeigte in Kontexte einzuordnen, Geheimbotschaften zu decodieren, Fehlstellen oder Defizite zu erkennen oder Handlungsanweisungen zu kapieren und Orientierung zu ermöglichen. Worte oder Schriftzeichen finden sich zudem auf Objekten, geben Auskunft über ihre Herkunft, sind elementarer Bestandteil von Urkunden oder anderen Archivalien und sind wesentlich, wenn Literatur, philosophisches Gedankengut oder Schriftkunst in Ausstellungen präsentiert werden.
Zudem: Zu Beginn des Entstehungsprozesses begeben sich Autor*innen einer Ausstellung auf die Suche nach starken Narrativen meist mit dem Ziel, durch die Technik des Storytellings den Besuchenden wirksame und nachhallende Ausstellungserlebnisse schaffen zu wollen. Dabei gilt es die zukünftige Leserschaft, die Ausstellungsbesucher*innen, mit viel Empathie und weitem Blick mitzudenken. Immer wieder ist ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen gefragt, wenn es darum geht, Texte konkret zu verfassen und es darauf ankommt, unbewusste Formulierungen, die Stereotypen und Vorurteile mitschwingen lassen, zu vermeiden. Und im Ergebnis: Das Publikum kann die Ausstellung im Ganzen als Erzählung oder nur Einzelteile davon rezipieren. Nicht zuletzt lesen wir als Ausstellungsmacher*innen die Ausstellungen anderer und auch die eigenen zur Evaluation und kritischen Reflexion.
Wir freuen uns, vom 29.9. bis zum 1.10.2024 im LWL-Freilichtmuseum Detmold zu Gast sein und viele der oben beschriebenen Aspekte anhand von Praxisbeispielen zu beleuchten und mit euch und Ihnen zu diskutieren – den kollegialen Austausch über große und kleine Vorhaben zu befördern. Unser Dank für die Unterstützung bei Planung und Durchführung der Tagung geht an das Team des Museums und insbesondere an die Museumsdirektorin Dr. Marie-Luisa Allemeyer und Dr. Alice Anna Klaassen, Referatsleitung Sammlung und Ausstellungen. Eine besondere Gelegenheit bietet sich gleich am ersten Tag der Tagung: Mit einer Baustellenführung erhalten wir Einblicke in die Planung und Entstehung des neuen Eingangs- und Ausstellungsgebäudes mit 3.100 qm als ein Modellprojekt für nachhaltiges Bauen.