Stephan Huck wurde 2018 von der Mitgliederversammlung in den Verbandsvorstand gewählt. Zu diesem Zeitpunkt leitete der promovierte Historiker bereits sechzehn Jahre das Deutsche Marinemuseum in Wilhelmshaven. In kurzer Zeit hatte er das 1998 gegründete, zunächst hauptsächlich ehrenamtlich geführte Haus von einem Museum mit regionaler Ausstrahlung zum zentralen Museum für deutsche Marinegeschichte mit nationaler und internationaler Bedeutung entwickelt. Mit jährlich mehr als 100.000 Besuchern gehört das Deutsche Marinemuseum heute zu den meistbesuchten Museen in Niedersachsen. 2019 wurde es mit dem Museumsgütesiegel ausgezeichnet. Als Kapitän auf der Kommandobrücke seines Museums von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern respektiert und geachtet, verstand er sich selbst stets als gleichwertiges Crewmitglied, dem bewusst war, dass man nur mit der gesamten Mannschaft ans Ziel kommt. Auf diese Weise realisierte er 2009/2010 eine vollständige Neugestaltung der Dauerausstellung samt Erweiterung des Hauses, über 45 Sonderausstellungen sowie die Veröffentlichung zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und die Ausrichtung von militär- und marinegeschichtlichen Fachkonferenzen und Symposien.
Stephan Huck hatte als Offizier auf Zeit an der Universität der Bundeswehr Hamburg Geschichte und Sozialwissenschaften studiert und von 1999 bis zum Dienstzeitende 2002 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) der Bundeswehr in Potsdam gearbeitet. Sein Zugang zur Militärgeschichte war stets kritisch und reflektiert. Er wusste um die Ambivalenz militärtechnischer Großobjekte, die etwa mit dem Lenkwaffenzerstörer MÖLDERS oder dem Schnellboot GEPARD auch die Sammlungen und Ausstellungen des Deutschen Marinemuseums prägen und deren Faszination sich auch kritische Besucherinnen und Besucher nur schwer entziehen können. So betonte Stephan Huck erst im Juni 2023 in seiner Rede beim Festakt zu den Jubiläen der Lehrsammlung und des Panzermuseums in Munster die Bedeutung militärhistorischer Museen als Bildungs- und Lernorte, in denen eine gesellschaftliche Auseinandersetzung stattfinden müsse, ob und wofür es legitim ist, militärische Gewalt anzuwenden – Debatten, die vor dem Hintergrund aktueller Krisen und Kriege in Nahost oder in der Ukraine heute relevanter denn je sind. Stephan Huck war sich dabei bewusst, dass die zerstörerischen und tödlichen Auswirkungen militärischer Gewalt in der Komfortzone einer Ausstellung nur schwer vermittelbar sind. Umso wichtiger war es ihm, 2018 die Überarbeitung seiner eigenen Dauerausstellung anzugehen, um zukünftig stärker als bisher die Aufgaben der heutigen Marine in den Blick zu nehmen und einen diskursiveren und multiperspektivischeren Ansatz umzusetzen. Stephan Huck hat die geplante Erneuerung und Erweiterung der Dauerausstellung ganzheitlich in eine umfassende Neukonzeption des Museums eingebunden, die museumsfachliche Anforderungen an Wissenschaftlichkeit, Präsentation, Vermittlung und Bewahrung mit hoher touristischer und städtebaulicher Qualität verknüpft. Neben der größeren und aktualisierten Dauerausstellung sind so ein Erweiterungsbau, die Sanierungen des Museumsschiffs NORDWIND und der Kajen im Museumshafen sowie die Einrichtung eines neuen Depots in Planung und Umsetzung. Wie sehr hätten wir ihm gewünscht, die Vollendung dieses bedeutenden Millionen-Projekts, das aus Mitteln des Bundeshaushalts finanziert wird, noch zu erleben. Die Neukonzeption und der Erweiterungsbau des Deutschen Marinemuseums werden jedoch in Zukunft ein würdiges Andenken an Stephan Hucks hohen Anspruch an eine zeitgemäße Museumsarbeit sein.
Klare Zielvorstellungen, kreative Ideen, tatkräftiges Engagement und umfangreiche Erfahrungen im Museumsmanagement waren auch die Kompetenzen, die Stephan Huck in seine ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand des MVNB eingebracht hat. Dabei schätzten sowohl die Mitglieder des Vorstands als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle Stephan Huck für seine große Offenheit gegenüber allen fachlichen Themen und anderen Menschen. In einer zugewandten Haltung kollegialer Beratung unterstützte er im Rahmen des Zertifizierungsprozesses für das Museumsgütesiegel sowie in seiner Funktion als Co-Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Museen und Sammlungen der Oldenburgischen Landschaft zahlreiche Museen unterschiedlicher Größen und Sparten. Als Lehrbeauftragter der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg eröffnete er vielen Studierenden den Einblick in die praktische Museumsarbeit. Auch vor Ort in Wilhelmshaven brachte er sich immer wieder konstruktiv in kultur- und erinnerungspolitische Fragen ein, wie zuletzt in die zivilgesellschaftlich angestoßene Debatte um die Aufarbeitung des kolonialen Erbes Wilhelmshavens und eine mögliche Umbenennung des Bontekais. Doch bei allem beruflichen Engagement vergaß Stephan Huck nie, was ihm im Leben Ausgleich und Halt gab und im Grunde am wichtigsten war: Seine geliebte Familie, seine Leidenschaft für die Musik und nicht zuletzt sein feiner Sinn für Humor.
Wir werden Stephan Huck als klugen und warmherzigen Menschen in Erinnerung halten, der immer so viel Ruhe, Kraft und Klarheit ausstrahlte. Seiner Ehefrau, seinen Töchtern und seiner Familie wünschen wir von ganzem Herzen Kraft und Zuversicht.
Ahoi, Kapitän Huck, und allzeit gute Fahrt auf Deiner letzten Reise!
Prof. Dr. Rolf Wiese (Vorsitzender) und Dr. Thomas Overdick (Geschäftsführer) im Namen des Museumsverbandes für Niedersachsen und Bremen e. V. und seiner Geschäftsstelle