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Strukturelle Unterfinanzierung und weitere Kürzungen gefährden den Kulturstandort Niedersachsen

akku warnt vor konkreten Folgen für die niedersächsische Kulturlandschaft

Der Arbeitskreis niedersächsischer Kulturverbände e. V. (akku) schlägt Alarm und fordert von der niedersächsischen Landesregierung mehr Engagement für die Kultur. Anlass ist der Entwurf für den Haushalt 2025 und die mittelfristige Planung 2024 bis 2028. Trotz einzelner sichtbarer Akzente, die die Landesregierung bei der Förderung der kulturellen Vielfalt im Land, der kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche sowie der Unterstützung für Theater setzt, sieht der akku in dem vorliegenden Entwurf vor allem eine Fort- und Festschreibung einer jahrelangen Unterfinanzierung, die Zukunftssicherheit des Kulturstandorts Niedersachsen strukturell gefährdet. „Es hilft nichts, Kultur als Säule der Demokratie zu feiern, dann aber ihr finanzielles Fundament zu zerstören“, erklärten die Sprecherinnen und Sprecher des akkus auf der Landespressekonferenz Niedersachsen am Freitag, 20. September.

„Hier wird Mangel verwaltet. Niedersachsen steht im Bundesvergleich an vorletzter Stelle der Pro-Kopf-Ausgaben für die Kultur. Wenn die Landesregierung den für 2024 einmalig beschlossenen Mittelaufwuchs für die Kultur in Höhe von insgesamt 5 Millionen Euro nicht verstetigt und die institutionelle Förderung der im akku vertretenen Kulturfachverbände nicht absichert und dynamisiert, wird der Kulturstandort Niedersachsen insbesondere im ländlichen Raum substanziell geschwächt. Damit verfehlt die Landesregierung die von ihr im Koalitionsvertrag gesetzten Ziele der Kulturpolitik. Gerade kleinere Verbände können die gewachsenen Beratungsbedarfe nicht mehr bewältigen. Ehrenamtlich geführten Einrichtungen droht die Auflösung.“ (Vera Lüdeck, Sprecherin akku und Geschäftsführerin LAG Rock Niedersachsen e. V.)

Die Unterfinanzierung bedroht die Vielfalt der landesweit rund 1.200 freien Kulturträger, die von den im akku zusammengeschlossenen Kulturverbänden repräsentiert werden. Dazu zählen Musik- und Kunstschulen, soziokulturelle Zentren, Museen, freie Theatergruppen und Theaterpädagogische Zentren, Literaturhäuser und Bibliotheken, Heimat- und Bürgervereine, Spielmannszüge, Chöre, Rockbüros, Zirkusgruppen, Film- und Kinoinitiativen u. v. m.

„Im Museumsbereich fehlen die Mittel, um ein über fünf Jahre aufgebautes und etabliertes Qualifizierungsangebot für die mehr als 700 Museen im Land zu verstetigen. Die Museumsschule gehört nicht nur zu den umfangreichsten und erfolgreichsten Fortbildungsprogrammen für Museen in Deutschland, sondern stellt zudem die wichtigste Unterstützung der Museen bei der Bewältigung der wachsenden Transformationsanforderungen dar.“ (Dr. Thomas Overdick, Sprecher akku und Geschäftsführer Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e. V.)

„Niedersachsen muss sich endlich um seine Amateurmusikszene kümmern. Die zarten Kulturpflänzchen im ländlichen Raum sind wertvoll – die Landesregierung sollte sie nicht verdorren lassen.“ (Dr. Tilman Schlömp, Sprecher akku und Generalsekretär Landesmusikrat Niedersachsen e. V.)

 

Konkrete Folgen der strukturellen Unterfinanzierung für den Kulturstandort Niedersachsen

Aus für die Museumsschule

Beim Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e. V. (MVNB) droht die Einstellung des umfangreichsten Qualifizierungsangebots für Museen in Deutschland und damit einhergehend die substanzielle Schwächung der Beratungsangebote zur Bewältigung der erhöhten Transformationsanforderungen. Der MVNB hat von 2019-2023 Dank einer Förderung der Stiftung Niedersachsen und der Klosterkammer Hannover mit der Museumsschule ein Qualifizierungsangebot für Museen entwickelt und etabliert, das sich insbesondere an kleinere, sowohl haupt- als auch ehrenamtlich geführte Museen richtet und diese durch Professionalisierung zukunftsfest aufstellen will. Diese Museen machen 80% der niedersächsischen Museumslandschaft aus und stellen wichtige Kulturangebote im ländlichen Raum dar. Die Museumsschule ist heute eines der umfangreichsten Fortbildungsangebote für Museen in Deutschland (pro Jahr 40  Veranstaltungen, Präsenz und online, 500 Teilnehmende). Neue Beratungsschwerpunkte zu den Herausforderungen der Transformation (Digitalisierung, Nachhaltigkeit, demographischer Wandel, Neues Ehrenamt) sind in Vorbereitung. Darüber hinaus führt der MVNB seit 2006 mit Mitteln des MWK und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung eine Museumszertifizierung durch, das heute in Leistung und Umfang ein deutschlandweit einmaliges Instrument der Qualitätssicherung und zukunftsgerichteten Weiterentwicklung für Museen ist.

In 2024 hat der MVNB einen einmaligen Mittelaufwuchs in Höhe von 72.000 € erhalten, der im Entwurf für den Haushalt 2025 gestrichen ist. Durch diese Kürzung müsste die Museumsschule nach 5 Jahren kontinuierlicher Aufbauarbeit eingestellt werden. Die notwendige bedarfsorientierte Weiterentwicklung in den Bereichen Transformation, Führungsnachwuchskräfte und Ehrenamt würde verhindert. Die ausbleibende Verstetigung des Mittelaufwuchs würde zudem zur Unterfinanzierung des Museumsgütesiegels führen, sodass das Zertifizierungsverfahren nicht mehr die bestehenden Bedarfe bedienen könnte. Die Etablierung eines Beratungsschwerpunkts Digitalisierung & Digitale Transformation wäre außerdem nicht mehr möglich.

Diese Folgen stehen im eklatanten Widerspruch zum Koalitionsvertrag, der für den Kulturbereich die „Bewältigung der Transformationsherausforderungen“ und hier insbesondere die „Digitalisierung im Kunst- und Kulturbereich“ weiterverfolgen und verstärken wollte und die „Beratungs-, Schulungs- und Professionalisierungsangebote“, die für die nichtstaatlichen Museen in Niedersachsen durch den MVNB erfolgt, unterstützen.

Die Arbeit des Museumsverbandes Niedersachsen und Bremen e.V. wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und den Senator für Kultur Bremen.